Jetzt bin ich schon viel herumgereist, aber zu Hause in Österreich kenne ich mich eigentlich gar nicht wirklich aus. Mit meinem Tourenrad (das schwere Ding, das ich etwas unüberlegt gekauft habe) will ich jetzt Mariazell in Angriff. Da war ich das letzte Mal als Einjährige.
Zwei Tage habe ich Zeit. Mit dem ÖBB-Zug (ich mag die) geht’s nach St. Pölten und von da aus sagt mir Google Maps 79 km nach Mariazell an. Es geht los. St. Pölten sieht nett aus, aber mehr als das moderne Regierungsgebäude vom Erwin sehe ich gar nicht. Aja, das Wetter ist prächtig. Ich hab es mir auch verdient.
Die Strecke sieht so aus. Easy.
Der Traisenradweg ist jetzt mal für jeden zu schaffen. Flach wie eine Palatschinke, kein bis ganz wenig Straßenverkehr. Wirklich gemütlich. Bei Traisen bin ich dann schon so tiefenentspannt, dass ich es schaffe, mich zu verfahren. Bin schon einen Kilometer entlang der Gölsen unterwegs, bis ich bemerke, dass ich falsch bin. Landschaftlich hab ich jetzt gar nicht viel zu erzählen. Es ist grün, alles blüht. Rechts und links sind ab und zu Hügel und kleine Berge…
Bei Freiland (das ist nach Lilienfeld) dann intuitiv links abgebogen. Gottseidank, wie sich morgen herausstellen wird. Das ist die wesentlich angenehmere Bergauffahrt nach Mariazell (ja nicht über Türnitz und Annaberg fahren!). In St. Ägyd am Neuwalde gibt’s Mittagspause. Super vorbildlich und super umweltbewusst habe ich mir mein vegetarisches Essen in kleine wiederverwendbare Container abgefüllt und schön in meinen neuen Ortliebtaschen verstaut. Mein kleines Tourenradfahrerherz schlägt ganz fest 🙂
Das war es dann aber mit lustig für eine Weile. Eine Ortschaft weiter kommt dann Kernhof. Ab da geht’s dann mal so richtig bergauf. Mein Tourenrad zeigt sich von seiner schwersten Seite (gefühlt wiegt es gerade 20 Kilo) und ich muss sogar einige Hundert Meter schieben. Das Ding ist also der absolute Fehlkauf gewesen. Auf der Straße jagt ein Motorradfahrer nach dem anderen die Kurven bis zur niederösterreichisch-steirischen Grenze rauf. Ich mag die echt nicht. Sie sind laut, gefährlich für Radfahrer und produzieren Abgase.
Mittlerweile ist es schon etwas spät und ich freu mich, dass ich „oben angekommen“ bin. Es geht jetzt wieder recht flach auf einer Art Hochplateau weiter (Seehöhe ca. 950 m) Auf einer Art Forstweg geht es durch die Walstern zum Hubertussee. Die Wuchtelwirtin, wo ein Haufen Wiener Kennzeichen zu sehen sind, lass ich mal aus. Es wird echt Zeit, dass ich nach Mariazell komme.

Vom See geht es dann noch ein Stück bergauf (ich werde auch noch von drei noch recht frischen Rennradfahrern überholt) und um 17 Uhr bin ich dann endlich in Mariazell und stehe vor der wunderschönen Basilika. Nächste Aufgabe: wo schlafe ich? Nachdem ich auf booking.com und Airbnb nichts günstiges finde (ich habe nichts vorreserviert), mache ich das ganz Old School (in etwas so wie 2001) und schaue auf der Tourismusverbandswebsite (!!) nach. Unter Quartiere finde ich da gleich die Pension Zach und rufe bei der Inhaberin an. Für 27 Euro darf ich duschen, schlafen und kriege auch noch ein feines Frühstück. Perfekt.
Nach der ausgiebigen Dusche bin ich zu faul, mich noch in ein Restaurant zu schleppen. Ich esse die Reste vom Mittagessen und genieße die super Aussicht von meinem Balkon aus. Um 21 Uhr bin ich dann sowieso alle und schlafe sofort ein.
Beim Frühstück bin ich der einzige Gast und Frau Zach kümmert sich ganz rührend um mich. Wir reden dann noch kurz über ihr superpraktisches Hochbett am Balkon und dann verabschiede ich mich auch schon. Einen kurzen Abstecher in der Basilika und beim Lebzelter Pirker später bin ich auf dem Weg zum Erlaufsee. Ich hab in meinem Kinderalbum noch ein Foto kleben, wo mich mein Papa gerade im Kinderweg am See spazierenfährt. Also schon etwas her.
Das Wetter ist heute nicht so schön. Also wird die Fahrt von Mitterbach über Wienerbruck und Annaberg eher ungemütlich. Außerdem geht’s nur auf und ab. Echt anstrengend. Gottseidank musste ich das gestern nicht fahren. In Annaberg muss ich mich dann mal in einem Gasthaus aufwärmen und von da weg geht’s bis Türnitz nur mehr bergab. Irgendwie auch nicht lustig bei der Kälte. Ab Türnitz ist es wieder sonnig und ich kann die letzten 40 Kilometer brav runterkurbeln.
Fazit: Ein echt schöner Radausflug. Landschaftlich schön und von jedem machbar (wenn man von den paar steilen Metern nach Kernhof absieht).